Heimliche Beziehung, 2020
Digitaldruck auf Acrylglas, Auflage1/3
1050mm x 650mm x 5mm
Brixen ist eine Stadt mit vielen Gesichtern. Ungeschminkt entblößt sie ihre Gestalt bei Spaziergängen in gähnender Leere zur blauen Stunde außerhalb der Saison. Im Gegensatz dazu erzeugt sie ein allzu künstliches Lachen in jenen Zeiten, in denen der Ansturm an Menschenmassen keine Grenzen kennt. Versprechungen zum landschaftlich idyllischen, kulinarisch genüsslichen und architektonisch prachtvollen Schlaraffenland werden zur Realität gemacht. Die traditionell angewandte Kultur der Bürgerinnen und Bürger tritt in den Hintergrund und wird vielleicht erst beim zweiten Hinsehen wahrgenommen. Die Authentizität dieses traditionellen Fundaments verliert durch die imposante Event-Kulisse an Relevanz. In den Werken von Georg Ladurner wird dieser Kontrast zum Ausdruck gebracht. Der Künstler behandelt oppositionelle Domäne wie Identität versus Polarität, kulturelle Entwicklung versus künstliche Beschaffenheit, bürgerliche Freiräume versus touristische Dekoration, Kapitalsteigerung versus entschleunigtes Handwerk. Zu einem Themenbereich untersucht er verschiedene Orte und Szenen der Stadt Brixen und die daraus resultierenden Bilder legt der Künstler in Form von digitalen Gestaltungtechniken zu einem Werk zusammen. Theoretisch formuliert könnte man sagen, dass innerhalb eines Werkes die These der künstlich geschaffenen Kultur vorliegt, während die Antithese aus der ursprünglichen und natürlich erzeugten Kultur besteht. Die Synthese resultiert aus dem Werk in sich, da es These und Antithese aufzeigt, jedoch etwas unabhängig Neues erschafft. Die Herangehensweise ist eine nackte, rücksichtslose und erforschende Haltung, die das Kunstwerk nicht ergebnisorientiert sondern prozessorientiert gestaltet. Das Ziel und die Lösung dürfen offen bleiben und vielleicht zu einem nachträglichen Diskurs führen. Angesprochen werden sollen dabei alle Kunst- und Kultur-Interessierten, die Bürgerinnen und Bürger von Brixen, die Gäste der Stadt Brixen sowie die Touristiker selbst.
Text von Lyn Gartner